Was gilt eigentlich, wenn du keine AGB verwendest? Hier erfährst du, warum du das tun solltest. Und auch, wo du sie (günstig) bekommst. Zwei kleine Fehler sorgen übrigens dafür, dass deine AGB ungültig werden, kennst du sie?
Zuerst einmal, brauchst du wirklich Allgemeine Geschäftsbedingungen?
Die kurze Antort lautet: ja! AGB helfen dir, indem sie für dich ganz viele wichtige Punkte im Hintergrund regeln. Deshalb solltest du sie auf jeden Fall verwenden.
Die Wahrheit ist...
Selbst wenn du keine AGB verwendest, verwendest du bereits eine vertragliche Grundlage, im Grunde ähnlich AGBs. Das Bundesgesetzbuch (BGB) regelt die wichtigsten Punkte in vielen Lebensbereichen. Wenn du keine AGB verwendest, gelten die Regelungen des BGB.
Wozu brauchst du dann noch AGB?
AGB, warum und wozu brauche ich die?
Eigene AGB können natürlich viel passender auf deine Situation zugeschnitten sein. Und sie können einige grundsätzliche Dinge in deinem Sinne regeln.
Bei jedem Auftrag gestaltest du ganz automatisch einen Vertrag mit deinem Kunden. Selbst wenn das nur mündlich passiert (was nicht zu empfehlen ist). Die wichtigsten Punkte besprichst du also mit deinem Kunden und hältst das idealerweise auch im Angebotstext fest.
Dein individueller Angebotstext ergänzt also deine AGB. Sollte dein individueller Text abweichen überschreibst du damit was in deinen AGB dazu steht.
Ein Beispiel...
In den AGB der I.O. steht: „Mangels anderweitiger schriftlicher Vereinbarungen erhält der Auftraggeber nur einfache Nutzungs- oder sonstige Rechte...“
Wenn du deinem Kunden also exklusive Rechte einräumen willst, schreibst du das so in dein Angebot. Damit wird der Absatz in deinen AGB ersetzt. Du musst also deine AGB für keinen Auftrag speziell anpassen, sondern kannst sie immer als universelle Grundlage verwenden.
Um für alle Fälle gewappnet zu sein, verweist du also auf deine AGB. So bleiben deine Angebote klar und übersichtlich. Trotzdem bist du auf alle (oder zumindest die allermeisten) denkbaren Fälle bestmöglich vorbereitet.
AGB, liest das überhaupt jemand?
Die meisten Kunden lesen sie wohl eher nicht. Trotzdem ist es gut, vorzusorgen.
Denn egal ob dein Kunde die AGB liest oder nicht, sie werden zum Vertragsinhalt, wenn ihnen nicht widersprochen wird.
AGB können Klarheit schaffen und Konflikte vermeiden. Wenn du bei passender Gelegenheit auf diese Vertragsgrundlage verweisen kannst, ist dem Kunden oft der Wind aus den Segeln genommen. Er kann sich dann nur eingestehen, dass ihm deine AGB vorgelegen haben, und er es nur versäumt hat, diese zu lesen.
AGB können dir sehr helfen, weil die Details der Zusammenarbeit hier grundsätzlich in deinem Sinne geregelt sind.
Handfeste Vorteile mit AGB wenn es drauf ankommt
Du kannst auf deine AGB verweisen...
Achtung, nur so werden AGB Bestandteil des Vertrags
Damit deine AGB auch wirklich gültiger Bestandteil eurer Vereinbarung werden, musst du sie mit deinem Angebot mitsenden und im Angebot auch ausdrücklich darauf hinweisen.
Du schreibst zum Beispiel...
"Es gelten die AGB, die sie mit diesem Angebot erhalten."
Ein Link zu deinen AGB reicht nicht!
Auch wenn sie auf deiner Webseite einsehbar sind oder als PDF herunter geladen werden können. Erst bei einem Folgeauftrag kannst du auf sie verweisen, etwa so: „Es gelten die ihnen bekannten AGB...“
Verliere ich nicht Kunden, wenn ich sie mit seitenlangen kleingedruckten AGB nerve?
Diese Sorge ist sehr verständlich. Und sicher ist es auch nicht so, dass sich Kunden freuen, wenn sie mit langen Vertragsunterlagen konfrontiert sind.
Es ist aber doch so...
AGB sind allgegenwärtig. Bei jeder Software machen wir unser Häkchen, bei der Kontoeröffnung, bei der Anmeldung auf Facebook und instagram. Und hoffen einfach auf das Beste. Und die allermeisten Kunden machen es auch bei deinen AGB genau so. Sie wissen auch, dass sie im Notfall die Rechtmäßigkeit deiner Formulierungen vor Gericht infrage stellen können.
Auch Unternehmen sind es also gewöhnt, und haben jeden Tag mit unterschiedlichen AGB zu tun.
Einige Kunden, die Kleingedrucktes nicht abschreckt, lesen sie tatsächlich und haben vielleicht noch eine Frage dazu.
Ein deutliches Zeichnen, dass sie sehr interessiert sind, wirklich mit dir zu arbeiten.
Und einige Kunden sind von ihrer Rechtsabteilung angehalten, keine fremden AGB zu akzeptieren. Dann erhältst du zum Beispiel, wie das bei einigen grossen Werbeagenturen üblich ist, die AGB der Agentur vorgelegt.
Nun bleibt dir vermutlich nichts anderes übrig, als selbst genau zu lesen. (Als Mitglied der I.O. kannst du solch einen Vertrag gegen eine Gebühr auch von einem Anwalt prüfen lassen.)
So kommst du zu deinen AGB
AGB selbst schreiben
Allgemein wird davon immer abgeraten, da es viele Fallstricke gibt. Die Texte müssen rechtsgültig formuliert sein. Im ungünstigsten Fall könntest du eine Abmahnung von einem Wettbewerber bekommen oder deine AGB verlieren ihre Gültigkeit im Ganzen.
Meine frevelhafte Meinung...
Bevor du gar keine AGB verwendest, finde ich das trotzdem okay. Und besser, als gar keine grundlegenden Eckdaten für deine Zusammenarbeit mit einem Kunden festzuhalten.
Du solltest dann deine AGB nicht öffentlich machen. So verhinderst du bereits fast vollständig die Gefahr einer Abmahnung. Und damit AGB komplett unwirksam werden, müssen sie auch erst mal von einem Gericht für ungültig erklärt werden.
Ein Fahrrad mit sehr wenig Luft im Reifen fährt sich zwar nicht super, aber du kannst damit trotzdem fahren.
Einige Formulierungen ergänzend zu deinem Angebotstext, in denen du ein paar grundsätzliche Bedingungen in deinem Sinne regelst, sind sicher besser als gar nichts.
Aber richtige AGB bekommen ist auch nicht schwer. Und dazu gibt es ja noch diese einfachen Möglichkeiten...
Die AGB der Illustratoren Organisation
Als Mitglied der I.O. Kannst du rechtlich geprüfte AGB verwenden. Hin und wieder bekommen die auch ein Update verpasst. (Da die Mitgliedschaft ja noch einige weitere Vorteile hat, ist das eine Überlegung wert.)
AGB vom Berufsverband der Kommunikationsdesigner
Auch beim BDG, dem Berufsverband der Kommunikationsdesigner, kannst du einen AGB Mustertext bekommen. Der Preis liegt bei 35 Euro (netto).
Infos im „Ratgeber Selbständige“
Der „Ratgeber Selbständige“ von mediafon ist oder war ein gedrucktes Buch, mit einer dazu gehörenden Webseite mit weiteren Infos.
Leider scheint es den Ratgeber in gedruckter Form nicht mehr zu geben.
Du kannst aber nach wie vor alle Inhalte online freischalten. Das kostet aber ein paar Euro, je nachdem wie lange du Zugang haben willst. Hier siehst du welche Bezahloptionen es gibt.
In dem Ratgeber erhältst du umfangreiches Wissen zu vielen Themen der Selbständigkeit. Zum Beispiel auch zum Thema AGB. Oder Vertragsrecht - die Basics.
Fazit & Zusammenfassung
AGB regeln für dich bequem und sicher das Wichtigste. Natürlich musst du in jedem Einzelfall die Vereinbarung mit deinem Kunden in deinem Angebot festhalten. So kannst du auch einfach die Details deiner AGB überschreiben.
Da dir AGB so viele Vorteile bieten, solltest auf diese auf jeden Fall verwenden.
Die I.O. hat für ihre Mitglieder AGB erstellen lassen die für Illustratoren optimiert sind. Alternativ kannst du beim BDG ein paar Euro für einen AGB Mustertext investieren.
Auch die sind sicher spätestens in einem Streitfall ihr Geld locker wert.
Wie handhabst du es mit AGB?
Nutzt du AGB? Warum, warum nicht? Hast du mal einen Auftrag tatsächlich nicht erhalten, weil du deinem Kunden AGB vorgelegt hast? Oder aber, haben sie dir schon viel Ärger und einen Verlust von Geld gespart?
Gibt es einen Punkt, der dir in diesem Artikel noch fehlt? Schreib gerne hier unten in die Kommentare...
Hey 🙂 dein Beitrag ist super hilfreich. Dankeschön. Ich habe meinen ersten illustrations Job in Aussicht und habe mir daher die AGB’s der Illustratoren Organisation vorher schon auf der Webseite als PDF runtergeladen. Da stand aber kein Hinweis, dass ich die nicht verwenden kann, wenn ich kein Mitglied bin (nur die englische Version war nur für Mitglieder zugänglich). Ich bin etwas unschlüssig. Darf ich die AGB der io nun verwenden, obwohl ich keinen Mitgliedsbeitrag zahle?
Hi Julia,
ich weiß nicht genau, ob man sie verwenden darf, wenn man kein Mitglied ist. Ich nehme aber an, dass es erlaubt ist, da sie frei zugänglich sind (im Gegensatz zu den englischen die nur für Mitglieder zugänglich sind.) Da es sowieso keiner merkt, wenn du sie benutzt, würde ich mir an deiner Stelle erstmal keine Sorgen machen. Wenn du sie auch auf deiner Webseite einbinden willst kannst du ja eine Mail an die IO schicken und einfach mal fragen.
OK vielen Dank für die schnelle Antwort!
Hi 🙂 also müssen die AGB auf die Website UND ans Angebot angehängt werden? Danke und LG
Hi Kaddy, auf die Webseite müssen die AGB nicht zwingend. Du könntest ja theoretisch auch ohne eigene Webseite freiberuflich arbeiten. Sie müssen nur an das Angebot angehängt werden. (Mit rein oder auch als weiteres Dokument/PDF.) Hauptsache der Kunde bekommt es zusammen mit dem Angebot.
Es schadet aber auch nicht, wenn Du sie auf die Webseite mit drauf machst. Ich habe in Angeboten einen Standardsatz mit drin stehen: „Es gelten die AGB, die sie mit diesem Angebot erhalten. Alternativ können Sie die AGB mit diesem Link aufrufen: LINK“ (So bin ich zumindest ein klein bisschen abgesichert. Rein rechtlich eigentlich nicht, aber es fühlt sich zumindest etwas besser an.)
Vielen Dank für die Antwort 🙂